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Elisabeth-Norgall-Preisträgerin 2021

Anna Fiscale

Gründerin und Präsidentin von Progetto Quid, einem sozialen und ökologischen Modeunternehmen für benachteiligte Frauen

​Anna Fiscale, geboren 1988 in Verona, ist Gründerin und Präsidentin von Progetto QUID, einem italienischen Sozialunternehmen, das innovative ökologische Mode produziert. Ziel und soziale Mission des Unternehmens ist es, benachteiligten Menschen – zumeist Frauen – dabei zu helfen, durch sinnvolle Arbeit wieder Selbstvertrauen und eine Perspektive für ihr Leben zu gewinnen. Textilreste großer Modeunternehmen werden für ein wirtschaftliches, soziales, ethisches, nachhaltiges und innovatives Projekt genutzt, um sozial ausgegrenzte Randgruppen zu unterstützen.

Nach ihrem Master-Abschluss in Betriebswirtschaftslehre an der Bocconi-Universität in Mailand und einem Master-Abschluss in Politikwissenschaft an der Universität Sciences-Po in Paris arbeitete Anna Fiscale zusammen mit der Europäischen Kommission (Europe Aid) und mit NGOs in Indien und Haiti für internationale Kooperations- und Entwicklungsprojekte.

 

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Schon immer war es ihr ein Anliegen, Frauen und generell Personen, die Opfer von Ausgrenzung in der Gesellschaft sind und auf dem Arbeitsmarkt kaum als Zielgruppe wahrgenommen werden, zu unterstützen. Ihr Interesse an Mode, einem der wichtigsten Wirtschaftssektoren in Italien, ließ sich mit diesem Anliegen gut verbinden. So entwickelte sie 2012 ein Projekt, das sowohl einen sozialen Wert schafft und gleichzeitig der Modebranche eine innovative und ethische Note verleiht. Aus den großen Mengen überschüssiger Stoffe, die jedes Jahr von den italienischen Modehäusern und Textilherstellern weggeworfen werden, sobald die Entscheidungen für eine Saison gefallen sind, gewann sie das Material für ihr Unternehmen, das sich in den Nähwerkstätten zu einer innovativen ökologischen Modemarke entwickelte. Sowohl die Stoffe als auch die Menschen bekommen damit eine zweite Chance für einen Neuanfang. „Unser Firmensymbol ist eine Wäscheklammer, damit halten wir zusammen, was die Gesellschaft, die Umwelt und den Markt ausmacht“, erklärt Anna Fiscale.

Zur finanziellen Unterstützung ihres Projektes konnte sie die Opes Foundation gewinnen.

 

Die Beschäftigten von Progetto QUID haben 16 verschiedene Nationalitäten, die meisten sind Frauen mit einer schwierigen Vergangenheit. Das Projekt bietet ihnen die Möglichkeit, einen Beruf zu erlernen, zu arbeiten und somit ein Auskommen zu haben und ein eigenständiges Leben aufzubauen und zu führen. Die Firma betreibt auch zwei Werkstätten im Gefängnis von Verona. Die meisten der weiblichen Beschäftigten dort waren Opfer von sexueller Ausbeutung oder kommen aus der Prostitution, andere waren drogen- oder alkoholabhängig. Wieder andere sind ältere Menschen, die von italienischen Modefirmen entlassen wurden und auf dem normalen Arbeitsmarkt schwer vermittelbar sind. Sie bringen wertvolle Erfahrungen mit, die es ihnen ermöglichen, andere auszubilden.

 

Coronabedingt musste das Unternehmen im Frühjahr 2020 seine Werkstätten kurzfristig schließen. „Die Notsituation aufgrund der Pandemie hat allerdings unseren Blick auf die Zukunft nicht aufgehalten. Es ist eine Zukunft voller Herausforderungen, die wir aber gerne in Chancen verwandeln möchten. Wir werden die Ausbildung neuer Mitarbeiter(innen) nicht aufgeben (…) und wir arbeiten hart daran, unsere sozialen, ethischen, ökologischen und nachhaltigen Ziele für eine gemeinsame Zukunft weiter zu verfolgen“, betont die Preisträgerin.

 

Die junge Unternehmerin hat schon bedeutende Auszeichnungen erhalten: 1. Prize European Social Innovation Competition (2014), European Civil Society Prize (2017), Lighthouse Activity in the category “Women for Results” of Momentum for Change assigned by the United Nations (2017), Green Carpet Fashion Award / Responsible Disruption Award (2020) und Cavaliere al merito/ Verdienstorden der Republik Italiens (2020).

Vorsitzende des Norgall-Komitees 2020/2021: 1. Vizepräsidentin Dott. Laura-Melara Dürbeck

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